Testfahrt: Nissan JUKE 1.6 DIG-T Tekna

Der eifrige Streber

Für meinen heutigen Bericht möchte ich gerne Ihre Meinung über die folgenden Sachen fragen: Lakritze, Tequila, Sushi, Wolfgang Petri, Rollmops, Jägermeister und bittere Schokolade. Ich würde mein halbes Gehalt wetten, daß Sie die Hälfte hassen und die andere Hälfte lieben; vielleicht sogar umgekehrt.

So ergeht es auch manchen Autos, und ihre Beliebtheit hängt meistens an einem Faden: ihr Aussehen. Denken Sie Fiat Multipla, Chrysler PT Cruiser, BMW X6 und die meisten Ssangyongs. Diese Liste darf jetzt auch den Nissan JUKE beinhalten, denn die Meinungen teilen sich sauber durch die Mitte – Liebe oder Brechreiz.

Grund Nummer Eins wäre sein “Gesicht”. Ich stimme dem Zeichentrickfilm CARS nicht bei; automobile Fratzen werden anders gemalt. Lichter sind Augen, Kühleröffnungen sind Nasen und Stoßstangen sind Lippen. In diesem Fall hat der Juke vier Augen und ist eindeutig ein Streber oder Außerirdischer.

Welches Paar die richtigen Augen sind, weiß ich auch noch nicht. Es könnten die oberen an seiner markanten Kühlerhaube sein. Wirft man den Blick weiter nach hinten, wird es nicht umbedingt ruhiger mit aufgepumpten Kotflügeln, schwarzen Plastikrändern, versteckten Türhenkeln und einer stark abfallenden Fensterlinie.

Es wird gesagt, daß Nissan verschiedene Teile anderer Autos in einen riesigen Mixer warf und wiederholt den Knopf drückte bis der Juke raussprang. Seine Hinterlichter, die breiten Hüften und Bodenfreiheit haben etwas vom 370Z und Quashqai in sich.

Der Juke nähert sich auch dem Qashqai in Sachen Preis und Technik. Er ist ein reiner Stadtflitzer ohne Allradantrieb, also vielleicht könnte der Qashqai etwas mehr abenteurlich werden und den ausgezeichneten X-Trail von seinem hohen Preisniveau runterlocken?

Die Juke Kabine ist ebenfalls erfrischend anders, aber immer noch kein Citroën. Schalter sind gut platziert, Qualität ist angemessen, alles funktioniert wie man’s erwartet und als Augenweide gibt es ein paar fließende Linien, lackierte Oberflächen die einem Motorrad ähneln sollen, und lustige Displays.

Auf Knopfdruck verändert sich die digitale Klimaanlage (samt Knöpfen) in eine drei-Wege Kontrolle für Fahreigentschaften. Eco, Normal und Sport gestalten den Juke Charakter und zeigen Verbrauch, Ladedruck, Drehkraft oder G-Messungen an; wie beim großen, großen Bruder GT-R.

Die Sitze sind gemütlich, das Multifunktionslenkrad ist etwas zu mühelos in seiner Bedienung (also, kinderleicht zu Parken) und die Pedalen benehmen sich sehr gut. Es gibt ein kleines Gasloch kurz nach dem Schalten aber das knackige, direkte 6-Gang Schaltgetriebe macht das alles wieder gut.

Also sind die Fahreigenschaften typisch für einen Nissan. Leichte, anspruchsvolle Japanische Fahreigenschaften mit einem Schuß Überraschung. In dieser Packung kommt diese von der harten Federung und dem 1.6 DIG-T Turbo-Benziner. Übrigens; cooler Name.

1618cc erzeugen erstaunliche 140kW (190PS) oder 240Nm um 100km/h in 8 Sekunden zu erreichen. Vor zwei Jahrzehnten schafften das nur 3-Liter Sechzylinder! Und die dicken Biester schafften auch keinen Euro5 Abgasnorm oder durchschnittlichen CO2 Ausstoß von nur 159g/km.

Willkommen in der direct eingespritzten Zukunft von kleinen, aufgeladenen Motoren mit 3-Liter Leistung und 1.6-Liter Verbrauch – wenn man sie nicht prügelt. Unser Juke half sich oft zu 10L/100km aus seinem 46L Tank, aber war auch mit 7 bis 8 Litern zufrieden; wenn wir uns anstrengten.

Und das mußten wir auch… der eifrige Kleine schnauft etwas bei niedrigen Drehzahlen aber legt sich dann geschmeidig und sanft pfeifend ins Zeug. Wird kurz vor’m Drehzahlbegrenzer geschalten, verwandelt sich der Juke sogar in einen Flitzer; die harte Federung hilft ihm, wie ein Jugendlicher um die Kurven zu schießen.

Sollte man den Spaß übertreiben, rettet das ESP den meist stark untersteurnden Wagen. Bei abgeschalteter Technik sollte man für neue Vorderreifen sparen; ungebremst verbrennt der Turbo Juke seine Antriebsräder mit erbärmlichem Quietschen und gelegentlichem Rauch.

Hintere Passagiere haben genügend Raum aber beschweren sich gerne über die harte Federung oder den 251L Kofferraum. Man kann aber die hintere Rückbank 60/40 falten und der Juke verwöhnt Insassen auch mit Tempomat, automatischen Lichtern und Scheibenwischern, Bluetooth und schlüssellosem Zugung und Zündung.

Er besitzt auch ausführliche Sicherheitsausrüstung und eine 3-Jahre/100,000km Garantie mit 3-Jahre/90,000km Wartungsplan. Preise beginnen bei N$198,000 mit zwei Motorisierungen und drei Ausstattungen zur Wahl; dieses Topmodell kostet stattliche N$258,800.

Liebe oder Hass, der Nissan Juke ist ein unverwechselbares Auto mit guten Manieren und Ausstattung, die den Preis rechtfertigt. Er ist etwas eng aber bietet viel Fahrspaß – bestellen Sie den DIG-T um Ihrem Sushi etwas Wasabi zu verpassen.


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