Die Qual der Wahl
Vor ein paar Wochen hatte ich das extragroße Vergnügen, den neuen Range Rover Vogue für ein paar Tage zu testen. Jetzt nimmt sein kleinerer Bruder, der Range Rover Sport Supercharged, einen großzügigen Teil meiner Einfahrt in Anspruch und ich bin heilfroh, daß ich mir keinen der Beiden leisten kann.
Dann müßte ich mich zwischen den zwei entscheiden, oder noch schlimmer, den BMW X5 M, Jeep Grand Cherokee SRT-8 und Mercedes-Benz ML63 AMG mit in die Rechnung bringen. Sie bieten alle einen Überfluß an Technologie, sieben Sterne Kabinen, und ungeduldige Vau-Achts unter ihren glänzenden Kühlerhauben.
Als ein respektabler Testfahrer ergreift mich die Pflicht Ihnen zu berichten, daß der Range Rover Superschnell sich kaum von seinen obengenannten Konkurenten unterscheidet. Er ist protzig, teuer, wahnsinnig schnell, hat ein beachtliches Trinkproblem und vergiftet fünfzehn Tannenbäume pro Minute.
Der Grund für seinen Durst und die Umweltschändung ist sein von Jaguar geerbter 5-Liter Benziner mit Kompressor, der Ihnen mit 375kW (510PS) den Atem weghaut oder mit 625Nm Ihren Rücken verrenkt. Dazu hat er ein fieses Brummeln beim Leerlauf, und ein herzhaftes Graulen mit Kompressor-Gejaule wenn der rechte Fuß flach steht.
Die überflüssige Kraft wird permanent auf alle vier Räder geschickt durch ein sechs-Gang Automat mit Schaltpaddeln und Land-Rover’s “Terrain Response System”. Er soll einen Durchschnitt von 14.9L pro 100km verbrauchen, doch ein herzhafter Ausflug zum nächsten Laden endet auch gerne mit 44.2L/100km. Mein wöchentlicher Durchschnitt war 25L/100km. Plus, minus.
Es tut mir leid, daß ich sofort über Motor und Fahrleistungen labern mußte, aber der aufgeladene Sport hat es nicht anders verdient. Seine begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 225km/h und unsere GPS 0-100km/h Zeit von 6.1 Sekunden ist etwas langsamer als seine Rivalen, aber immer noch amüsant. Und illegal.
Er brummelt, brüllt und jault sich bei irgendeiner Geschwindigkeit in irgendeinem Gang in Richtung “Es tut mir Leid, Herr Wachtmeister!” Und genau wie seine Zeitgenossen wedelt der Sport seinen elektrohydraulischen 1000-Mal-die-Sekunde Mittelfinger im Gesicht der Physik herum wenn’s zu Straßenlage und Bremsen kommt. Es ist un-glaub-lich.
Dann wiederum ist der Sport Supercharged etwas härter gefedert als der große Rangie und bietet eine sechste Terrain Response Einstellung für dynamisches Fahren. Seine Federung kann sich noch stets anheben oder senken, Bergabfahrhilfe benutzen, oder man kann im Untersatz mit gehobener Ruhe beinahe jedes Gelände erobern.
Der große Range Rover behält aber seine Ekslusivität da der Sport eigentlich ein Discovery im geschrumpften Range Rover Kleid ist. Er ist kleiner und enger geschneidert, seine Form lehnt sich stark an den großen Bruder an, aber weist ein paar Portionen sportlicher Haltung auf.
Die luxuriöse Kabine schließt sich bei dem (verblüffend ähnlichen) Range Rover und Discovery Bild an mit nur kleinen Unterschieden zum erwachsenen Range. Es gibt weniger Platz aber glücklicherweise auch weniger Knöpfe. Das etwas flachere Armaturenbrett sieht einfacher und besser durchdacht aus, wie auch die mehr traditionellen Instrumente.
Seine Steuerrad ist nicht erhitzt, aber beherbergt genügend Knöpfe für Musik, Radar Tempomat, Stimme und Telefon. Beinahe alles ist elektrisch verstellbar, digital angezeigt oder von Computern beherscht und, wie schon in anderen Landy Modellen, erhältlich in fabelhaften und kontrastreichen Farbkombinationen.
Hintere Passagiere genießen Ihre eigenen DVD Bildschirme und Kontrollen in den Hintertüren als Teil des Range Rover Infotainment Paket. Das Hauptgerät in der ersten Reihe hat einen “twin-view” Bildschirm dessen Bedienung etwas gewöhnungsdürftig ist aber Ihr bester Kumpel in einem Stau sein wird.
5 Kameras mit “zoom” Funktion, ipod/AUX Schnittstellen, CD, DVD, mp3, Navi, Bluetooth Handy, Radio, 4×4 Einstellungen, harman kardon LOGIC 7 und andere Spielereien werden Sie stundenlang unterhalten, ich garantiere es. Im Gegensatz zum großen Range Rover fehlen nur der Fernseher und eine tragbare Kamera/Taschenlampe.
Trotzdem bekommt man noch intelligente Xenon Scheinwerfer, Zentralverriegelung, Klimaanlage und verstellbaren Tempomat, Parkhilfe mit Kameras, acht Airbags, elektrische Parkbremse, Anhänger Stabilitätskontrolle und Überwachung, aber leider keinen horizontal geteilten Kofferraumdeckel. Dafür kann man die Scheibe seperat vom Deckel öffnen.
Damit könnte man bestenfalls leben, genau wie mit den härteren und zügigeren Fahreigenschaften. Während der große Range Rover erstaunlich agil ist, fährt sich der kleinere Sport gefühlt leichter und einfacher, obwohl beide ähnlich fantastische Federungen haben mit intelligenten Gegenmitteln für die 2.5 Tonnen Gewichte Ihrer Gastgeber.
Und das muß der Grund sein, warum die meisten Käufer sich ein wenig Geld sparen und den kleinen Sport bevorzugen. Er ist besser übersehbar und handlicher, weniger geräumig aber mehr praktisch, nicht so nobel/elitist aber mehr angeberisch.
Ein Range Rover Sport Supercharged wird Sie N$961 000 kosten mit einer 3-Jahre 100 000km Garantie und 5-Jahre 100 000km Land-Rover Care Plan. Dazu bekommen Sie, total gratis, meine ungeteilte Eifersucht.