Testfahrt: Honda Accord 2.4 Exclusive

Die kultivierte Veränderung

Vor vielen Jahren hatte ich mal berichtet, daß manche Dinge sich nie ändern. Nicht jedes neue Auto oder dessen Modellpflege muß umbedingt bahnbrechend sein, und manchmal ist das vollkommen akzeptabel und höchst willkommen – wie beim Honda Accord.

Letztes Jahr wurde die Japanische Mittelklasse Limosine etwas aufgefrischt und ich hatte den armen Wagen sogar mit einem Billy Joel Album verglichen. Angenehm und nett aber nicht jeder Mann’s Geschmack. Ein Accord gleicht auch einem Besuch beim Lieblingsonkel – herzerwärmend und freundlich, aber nicht umbedingt aufregend oder cool.

Da ich warscheinlich grade die meisten stolzen Accord Besitzer verärgert habe, biete ich Ihnen dieses: als Auto Journalist kann ich kaum Fehler am Accord finden, außer vielleicht am Preis. Er hat wenige Schwachstellen und ist (und bleibt) eines der meist kultivierten Autos, die ich je gestestet habe.

Honda’s passende Fernsehreklame, in der Ingenieure ein Loch durch einen hauchdünnen Draht gebohrt hatten, symbolisiert die Verfeinerung und Geschicklichkeit des Accord. Nach vielen Jahren sieht die stramm gemeißelte Form des Wagens noch einmalig und vornehm aus.

Ein guter Grund dafür könnte sein ursprünglicher Zweck sein; der Accord überfiel Amerika’s Markt in den Achtzigern um sich mit den schicken Deutschen und faulen Amis anzulegen. Seine Gegner waren K.O. in der ersten Runde und blieben für unglaubliche fünfzehn Jahre regungslos liegen.

Südafrika bekam erst die siebte Generation, die 2003 eine ruhige Erscheinung machte und nie richtig Anklang fand. Der Nachfolger stand 2008 auf der Matte und fügte sich optisch zu den Europäischen und Japanischen Märkten; der Amerikanische Accord sieht heutzutage etwas anders aus.

“Anders” wäre auch eine gute Beschreibung für seine Kabine, der Accord hat ein modernes Armaturenbrett mit zentralem Display und Raumschiffinstrumente mit schwebenden Nadeln. Die Verarbeitung des Innenraums ist solide und alle Insassen verliebten sich in die vorderen Sitze mit ihren Schulterstützen.

Die Ausrüstung befaßt Bluetooth und Aux Schnittstelle, viele Ablegefächer, Memory-Paket für die Vordersitze, faltendende Rückbank und (abhängig vom Modell) das ADAS Sicherheitssystem mit Radar Tempomat und Auffahr-verhütung, sowie Bahn-Assistent.

Die Knöpfe der Audio-Anlage sind etwas verwirrend aber die restlichen Bedienelemente, inklusive dem verstellbaren und Knopf-beladenen Steuerrad, sind sehr nutzerfreundlich. Ein winziger Ganghebel mit winzigen Bewegungen und eine federleichte Kupplung bedienen das knackige sechs-Gang Gebtriebe.

Accord besitzt auch Xenon Kurvenlicht mit Aufblend-assistent, obwohl es manchmal etwas enttäuschend war. Dann gibt es noch ein gläsernes Sonnendach, doppelte Klima-anlage, Anhänger-hilfe, Parksensoren, sechs Airbags, ISOFIX Anker, automatische und fernbediente Zentralverriegelung, Alarm und Wegfahrsperre.

Ihm fehlt zwar ein Navi aber der Accord verwöhnt Sie mit vielen automatischen Dingsbums und elektrisch verstellbaren Bla Bla, fabelhaften Lautsprechern mit Subwoofer, viel Sicherheitsausrüstung und einer stolzen Sammlung an nervigen Pieps. Der Schlüssel ist etwas altmodisch und weckt ein noch älteres Tier:

Der 2.4L Vier-Zylinder Benziner (148kW/201PS/230Nm) ist unverändert, und das ist auch gut so. Zuerst kommt er einem etwas langweilig vor bis man bemerkt wie sanft und kräftig er ist. Er zieht gut im unteren Drehbereicht und wird zu einer heiseren VTEC Bestie wenn er lebhaft 7,000U/Min naht.

Manchen wird es zu grell und blechern klingen, aber die Drehfreude und Kraft ist vorzüglich, wie durch unseren GPS Test bewiesen. Man schalte das nervige ASR aus und der Accord gibt liebendgerne Gummi in zwei, manchmal drei Gängen um 100km/h in 7.9 Sekunden zu durchbrechen.

400m fiel in 15.3 Sekunden und ein v-max von 227km/h scheint kaum übertrieben. Durchschnittsverbrauch soll 8.8L/100km sein (wir bekamen 8.2!) und CO2 Ausstoß 203g/km. Die ABS/EBD/EBA Bremsen sind leicht zu modulieren und haben eine Notbremsung aus 100km/h mit brutaler Präzision geschafft.

Straßenlage und Federung schaffen den obligatorischen Spagat zwischen Komfort und Sport, und das sehr überzeugend. Provoziert man das ganze, greifen die eifrigen Sicherheitssysteme sofort ein. Schaltet man diese aus, bekommt man berechenbares Untersteuern.

Der Accord ist erhältlich in drei Ausführungen, zwei Modellen (Limosine oder Kombi), zwei Motorisierungen und sechs nüchteren Farben. 3-Jahre/100,000km Garantie und 5-Jahre/90,000km Dienstplan sind auch dabei. Die Summe seiner Teile machen den Accord zu einem sehr verfeinerten Auto.

Es ist gut zu wissen, daß manche Dinge sich nie verändern.


Bilder


Leistung

0-10km/h:    0.6s
0-20km/h:    1.2s
0-30km/h:    1.8s
0-40km/h:    2.6s
0-50km/h:    3.3s
0-60km/h:    3.8s
0-70km/h:    4.5s
0-80km/h:    5.3s
0-90km/h:    6.3s
0-100km/h:    7.9s
0-110km/h:    9.1s
0-120km/h:    11.0s
0-130km/h:    12.6s
0-140km/h:    14.7s

0-100m:        6.4s / 90.9km/h
0-200m:        9.8s / 112.8km/h
0-300m:        12.7s / 130.5km/h
0-400m:        15.3s / 142.3km/h

0-60mph:    7.1s
1/4mile:    15.3s @ 88.6mph (142.6km/h)

=====ADDITIONAL NOTES=====

Temp       14°C
Climate     Sunny, cool, slight breeze
Altitude    102m
Road        Dry tarmac, level
Occupants  Driver, no passengers
Fuel level    3/4

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