Testfahrt: Hyundai Santa Fe CRDi

Die große Versuchung

Vor vielen Jahren sah unsere automobile Landschaft noch etwas einfacher aus. Große Limousinen standen neben lustigen Kleinwagen, langweiligen Transportern und eckigen Geländewagen. Deutsche, Engländer und Amerikaner hatten das Sagen; Japaner wurden gnadenlos verspottet.

Ein oder zwei Dekaden später finden wir Marktlücken und Crossover vor, ein Auto für beinahe jede Anwendung und Person. Die Japaner sind längst akzeptiert und Ihre Fußspuren werden mit energischem Preisleistungsverhältnis von den Koreanern betreten.

Deshalb werden (und sollten) unsere Straßen allmälig von günstigen Kleinwagen aus Asien erobert. Die etwas größeren Koreaner genießen aber leider nicht dieselbe Beliebtheit, obwohl sie auch finanzielle und sinnvolle Vorteile versprechen.

Ein Grund für die niedrigen Verkaufszahlen könnte der höhere Preis sein – wenige Käufer eilen im protzigen Geländewagenhandel einem Schnäppchen hinterher. Das bringt uns auch zu Grund Nummer Zwei: gerade deswegen hat dieser frische Koreaner kein Angeberpotenzial.

Somit ist der Hyundai Santa Fe ein ungeliebtes Kind, eine große Versuchung wo niemand eine möchte. Die großen Hersteller haben lange an ihren glänzenden Abzeichen und protzigen Giganten getüftelt, wenige Leute werden sie ignorieren und den billigeren Neuling bevorzugen.

Ich wünsche mir, daß mehr Leute es würden. Ich wünsche mir, daß mehr Menschen mehr Testfahrten machen und am Ende auf Ihr Herz hören; nicht auf Papa oder den Herrn Nachbar. Als Gegenleistung zu meinen zwei Wünschen werde ich mein Bestes versuchen, den Santa Fe ordnungsgemäß zu beschreiben.

Also, der unbeliebte Jüngling kostet N$399,900; oder N$409,900 mit sieben Sitzen. Die einzige Motorisierung ist ein 2.2-Liter Turbo-Diesel, der 3-Liter verspottende 145kW (197PS) oder 438Nm durch ein 6-Gang Automatikgetriebe an ein selbstschaltendes Allradantriebsystem schickt.

Die Pferdestärke des Motors sind ebenso imposant wie sein Schub an Drehkraft, die Laufruhe, Drehfreude und der sparsame Verbrauch. Das passende 6-Gang Automatikgetriebe kann per Ganghebel unterrichtet werden, doch es lohnt sich eher den butterweichen Automaten in Ruhe zu lassen.

Der Santa Fe verwöhnt seinen Fahrer mit genügend Leistung, weicher Kraftentfaltung und verlockenden Platzverhältnissen. Der SUV ist größer und klobiger als ich erwartet hatte, ist deswegen aber auch geräumiger und (soll ich’s wagen?) beeindruckender. Das Hyundai Abzeichen sieht fast fehl am Platz aus…

Hyundai Ingeneure werden das sofort abstreiten, genau deswegen wurde dem Santa Fe ja eine kleine Gesichtspflege verpasst. Ich würde das Resultat nicht umbedingt als “hübsch” bezeichnen, aber gerne als angenehm und individuell.

Das nüchtern-schwarze Interieur unterscheidet sich kaum von seinen Japanischen Konkurenten; Qualität und Oberflächen sind nicht auf Deutschem oder Britischen Niveau aber zeugen von viel Funktionalität und Langlebigkeit.

Etwas Leder verleiht einen Hauch von Luxus und obwohl die Sitze ziemlich hart gepolstert sind, bieten sie viel Unterstützung und Verstellungsmöglichkeiten; auch hinten. Der Kofferraum-boden ist ziemlich hoch und Laderraum ist akzeptabel, doch man kann die hinteren Sitze auch falten und verstauen.

Fahrer und Beifahrer bekommen vorne eine digital Klimaanlage, Tempomat, schlüssellosen Zugang und Zündung, Servolenkung, elektrisch betätigte Fenster und Aussenspiegel, ein Glas-Sonnendach, automatische Scheinwerfer, zwei 12V Steckdosen, mehrere Abstellfächer und Getränkehalter, Rückfahrkamera und eine energische 6-CD/mp3/USB/ipod/Radio Anlage.

Der Santa Fe hat auch mehrere Airbags, Dachträger, verdunkelte Fenster, ein gekühltes Handschuhfach, Pollenfilter, Wegfahrsperre, ABS Bremsen mit EBD und ESP. Er verbraucht im Durchschnitt 8.3L/100km und stößt 220g CO2/km aus.

Obwohl der große Hyundai keine agile Bergziege ist, werden die 200m Bodenfreiheit, Sperrdifferenzial und mäßigen Ansatzwinkel den Wagen einigermaßen weit bringen. Dazu fährt, bremst und federt der Wagen beinahe wie ein gewöhnlicher PKW.

Der Turbodiesel hat ein geringes Turbo-loch und die Steuerung hat genügend Rückmeldung für einen 4×4 mit großen Schuhen. Sein braves Benehmen auf Schotter und Asphalt sollte potenzielle Käufer schnell überzeugen, genau wie die 5-Jahre 150,000km Garantie und der 5-Jahre 90,000km Wartungsplan.

Tja, der Hyundai Santa Fe wird kaum die Nachbarn trumpfen oder neidisch machen. Stattdessen wird er Ihnen ein paar Groschen sparen und genau das tun, was von ihm erwartet wird. Und das, in meiner bescheidenen Meinung, macht ihn eine große Versuchung.

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